Blitzmarathon wird zunehmend kritisiert

Wie sinnvoll ist ein Blitzmarathon wirklich?

In den letzten Jahren wurde der Blitzmarathon immer mehr zum Trend. In regelmäßigen Abständen finden diese Geschwindigkeitskontrollen nun statt. Doch der Blitzmarathon steht in der Kritik. Ist ein Blitzmarathon überhaupt sinnvoll, wenn die Autofahrer durch die Medien vorher bereits wissen, wo die Blitzer aufgestellt sind und deswegen an diesen Stellen den Fuß vom Gas nehmen? Einen Tag lang wird sich dann plötzlich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten und es wird nicht gedrängelt und aufgefahren. Doch nach dem Blitzmarathon verfallen die Autofahrer wieder in alte Gewohnheiten. Dann spielt die Geschwindigkeitsbegrenzung keine Rolle mehr und es wird weiter fröhlich aufgefahren. Es gibt aber auch Menschen, die sich sogar während des Blitzmarathons nicht an die angegebene Geschwindigkeit halten können. So war beim letzten Blitzmarathon ein Mann mit 104 km/h in einer Innenstadt unterwegs. Viele andere Fahrer hielten sich stoisch an die vorgegebene Geschwindigkeit. Ist deshalb ein Blitzmarathon denn überhaupt sinnvoll und die Kritik berechtigt?

Warum gibt es einen Blitzmarathon?

In Deutschland wurden in den letzten Jahren immer wieder sogenannte Blitzmarathons durchgeführt. Die Bundesregierung will mit dieser Aktion auf die Gefahren von Geschwindigkeitsüberschreitungen aufmerksam machen. Denn überhöhte Geschwindigkeit ist in Deutschland noch immer die häufigste Ursache für einen Verkehrsunfall. Seit 2012 wurden deshalb jedes Jahr mehrere Blitzmarathons durchgeführt. Die Polizei will mit dem Blitzmarathon die Gefahren des Drängelns und Rasens in das öffentliche Bewusstsein bringen. Dabei gehe es nicht um Mehreinnahmen, sondern um die Schärfung des öffentlichen Bewusstseins. Deshalb verrät die Polizei auch vor Beginn der Aktion immer die Kontrollstellen.

Kritik am Blitzmarathon

Nach Aussage einiger Verkehrswissenschaftler sei der Blitzmarathon nicht zielführend. Er erzeuge keine Einsicht, sondern führe vielmehr zu einem strengen Gehorsam. Dieser würde nach der Aktion aber sofort wieder verfliegen. Zudem wird das finanzielle Interesse der Kommunen und Städte kritisiert. Kritiker betiteln den Blitzmarathon als “Abzockerei”. Im Jahr 2012 sollen in München die Blitzer nicht nach Gefahrenlage, sondern nach Mengenpotenzial aufgestellt worden sein. Nach Schätzungen nehmen der Bund und die Ländern durch die Blitzaktion Millionenbeträge ein. Dies ist nach Aussage der Bundesregierung aber nur eine positiver Nebeneffekt. Dazu kommt noch der hohe Personaleinsatz, der den Steuerzahler wieder einige Euros kosten wird.

Ist ein Blitzmarathon sinnvoll?

Jeder Verkehrsteilnehmer muss vor Verkehrssündern und Dränglern beschützt werden. Vor allem gefährliche Stellen wie Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten müssten durch Blitzer regelmäßig kontrolliert werden. Ein Tag mit totaler Überwachung wird das Verhalten der Raser mit Sicherheit nicht verändern. Befürworter halten den Blitzmarathon dagegen für sehr sinnvoll, denn in Deutschland ist jeder dritte Verkehrstote wegen überhöhter Geschwindigkeit ums Leben gekommen. Deshalb muss dieses Thema in der Öffentlichkeit präsenter werden. Mit einem bundesweiten Blitzmarathon schafft man eine mediale Aufmerksamkeit und die Menschen werden zumindest an ihr Fehlverhalten erinnert. Jedoch dürften die Raser und Drängler durch die Medien nicht vorgewarnt werden. Dadurch verpufft der Effekt und jeder hält sich nur stoisch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Die Polizei zieht Bilanz

Nach dem letzten Blitzmarathon im Jahr 2017 zieht die Polizei eine positive Bilanz. Trotz der vorangekündigten Kontrollstellen, gingen den Beamten wieder viele Raser ins Netz. In Bayern wurden 9000 Temposünder, in Hessen 10.000, in Thüringen 2000, im Saarland 1400 und in Brandenburg um die 7000 von der Polizei erwischt. In Bayern war ein Autofahrer auf der Landstraße mit 181 km/h unterwegs. Dieser erhält nun ein Bußgeld von 1.200 Euro, drei Monate Fahrverbot und 2 Punkte in Flensburg.

Blitzmarathon wird von Bundesländern abgelehnt

Die Resonanz auf den Blitzmarathon war insgesamt gesehen sehr gering. Denn viele Bundesländer wie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt machen bei der Blitzaktion erst gar nicht mit. Mit einer Teilnehmerzahl von nur sieben Bundesländern kann der Blitzmarathon seine volle Wirkung nicht mehr entfalten. Die neun Bundesländer, die nicht teilnahmen, gaben als Gründe für ihre Abwesenheit Terrorgefahr und Flüchtlingskrise an. Aus diesen Gründen könnten diese nicht genügend Polizeikräfte für die Aktion bereitstellen. Berlin wolle gar nicht mehr teilnehmen und stattdessen in Zukunft einen “Verkehrssicherheitstag” abhalten.

Blitzmarathon sinnvoll einsetzen

Doch wie könnte man den Blitzmarathon sinnvoll einsetzen? Zuerst müsste der Ein-Tages-Blitzmarathon abgeschafft werden. Viele Experten würden sich eine regelmäßige ganzjährige Kontrolle wünschen. Dazu dürften natürlich vor den Aktionen nicht die Kontrollstellen verraten werden, dann würden den Fahndern viel mehr Temposünder ins Netz gehen. Jedoch würde dies dem Sinn der Blitzaktion widersprechen, denn es gehe ja nicht darum, möglichst viele Raser zur Kasse zu bitten. Vielmehr versucht die Polizei das Verhalten der Verkehrssünder nachhaltig zu verändern. Leider wird dies in der Zukunft nicht geschehen, wenn vor dem Blitzmarathon die Kontrollstellen durch die Medien bereits im Vorfeld verraten werden. Ob ein Blitzmarathon die Verkehrssicherheit nachhaltig verbessert ist auch sehr ungewiss. Wie man anhand der Nichtteilnahme viele Bundesländer sieht, schwindet das Interesse am Blitzmarathon immer mehr und natürlich damit auch die die Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion.