Ist autonomes Fahren wirklich sicher?

In den 80er Jahren war die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos noch undenkbar. In der Serie Knight Rider machte sich der Protagonist mit seinem Wunderauto K.I.T.T auf die Jagd nach Verbrechern. Der Clou, das Auto konnte von ganz alleine fahren und wurde von einem Computer gesteuert. Was damals noch nach Science-Fiction aussah, könnte bald Realität werden. Viele große Automobilhersteller basteln gegenwärtig an mehreren Varianten von selbstfahrenden Autos. Mit selbstfahrenden Autos sollen die vielen Unfälle auf deutschen Straßen reduziert werden. Die Entwicklung schreitet schnell voran, doch sind diese selbstfahrenden Autos wirklich sicher? Kann ein Computer wirklich so handeln wie ein Mensch? Welche Entscheidungen kann dieser in heiklen Situationen treffen und wie reagiert er auf plötzliche Hindernisse? Diese Fragen müssen in Zukunft geklärt werden, damit ein reibungsloser Verkehr gewährleistet werden kann.

Können selbstfahrende Autos wirklich funktionieren

Plötzlich auftauchende Hindernisse sind für viele Autofahrer eine echte Herausforderung. In manchen Fällen muss der Fahrer blitzschnell eine Entscheidung treffen, wie er in der jeweiligen Situation reagieren soll. Macht er eine Vollbremsung, oder weicht er dem Hindernis aus? Dies ist eine echte Stresssituation für den Fahrzeugführer und in wenigen Fällen geht es sogar um Leben oder Tod. Kann ein Computer in einer solchen Situation besser reagieren als ein Mensch? Welche Entscheidungen kann ein Computer überhaupt treffen? Das sind Fragen, mit denen sich gegenwärtig die Bundesregierung beschäftigt. Einfache Antworten auf diese Frage wird es wohl nicht geben. Bei einer kürzlichen Expertenkommission, der u.a. Verkehrsminister Alexander Dobrindt angehört, wurden zwei essentielle Grundprinzipien rund um das Thema “selbstfahrende Autos” entworfen: Sachschaden geht vor Personenschaden und keine “Klassifizierung” von Menschen.

Bundesregierung arbeitet am rechtlichen Rahmen

Die Bundesregierung ist nicht untätig und feilt mittlerweile schon an einem Rechtsrahmen für selbstfahrende Autos. In vielen Pressemitteilungen der Automobilhersteller sehen wir Fahrer, die sich vom Steuer abwenden und Zeitung lesen, Emails checken oder Filme ansehen. Nach Meinung der Bundesregierung muss der Fahrer aber immer “wahrnehmungsbereit” sein, damit er in einer heiklen Situation sofort eingreifen kann. Auch die Haftung muss geklärt werden, wenn Computer die Kontrolle übernehmen und damit Schäden entstehen.

Moralisches Dilemma

Zu diesen Themen kommt jedoch ein ganz zentraler Punkt, der die Bundesregierung und vor allem die Ethik-Kommission beschäftigt – die Würde des Menschen. Welche Priorisierung könnte man in einer Computersoftware programmieren, wenn man nur noch die Wahl hat, verschiedene Schäden in Kauf zu nehmen? Ein schwieriges Thema hierbei ist die Bewertung nach sozialem Nutzen. Soll ein Obdachloser weniger Wert sein, als ein arbeitender Mensch? Wie entscheidet sich ein Computer, wenn er die Wahl zwischen diesen beiden Personen hat? Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts, darf Leben nicht gegen Leben aufgewogen werden.

Hersteller sind auf fatale Situationen gefasst

Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber macht sich keine Illusionen und weiß, dass dieses Dilemma kommen wird. Deshalb wollen sich die großen Automobilhersteller so früh wie möglich mit Fragen der Ethik beschäftigen. Gegenwärtig arbeitet man noch an Lösungen. Die Autobosse sind bei der Frage über Leben und Tod noch gemischter Meinung. Einig sei man sich nur, dass man mit den selbstfahrenden Autos Unfälle vermeiden will. Eindeutige Aussagen zu anderen Fragen bleiben noch immer aus. Die Automobilbranche ist sich aber sicher, dass in naher Zukunft Lösungen gefunden werden.

Die Verantwortung bleibt beim Fahrzeugführer

Nach Meinung der Autohersteller sollte die Verantwortung des Fahrers noch für eine ganze Zeit die Grundlage sein. Die Technologie sei im jetzigen Stadium noch etwas unreif für die nächsten Schritte. Eine Zeit von mindestens fünf Jahren wird zur Zeit eingeplant. Dann kommt wohl das erste selbstfahrende Auto auf den Markt. Das große Ziel ist es, durch selbstfahrende Autos Unfälle zu vermeiden und damit die Zahl der Toten auf deutschen Straßen in erheblichem Maße zu verringern. Menschliche Fehler, die im Straßenverkehr zu fatalen Unfällen führen, sollen in Zukunft vermieden werden.

Kritiker sehen Verbesserungsbedarf

Die Vision von selbstfahrenden Autos ist nach Ansicht vieler Kritiker zu schön um wahr zu sein. Denn solange das Auto nur in bestimmten Situationen reagieren kann, wird der Fahrer nicht sicher wissen, was er dem Fahrzeug zutrauen kann. Damit können unter Umständen sogar mehr Unfälle geschehen, als ohne Roboterautos. Der Fahrzeugführer muss also ständig auf den Verkehr achten und muss misstrauisch bleiben. Ansonsten könnte es zu tödlichen Unfällen kommen. Auch die Frage der Moral wird von vielen Kritikern heftig diskutiert. Wie kann man einen Computer auf moralische Werte programmieren? Wer muss in einer extremen Situation sterben? Entstehung durch solche Dilemmata nicht noch mehr Unfälle? Fakt ist, ein Mensch kann nicht zwei Dinge gleichzeitig aufmerksam verfolgen. Deshalb fordern die Kritiker, dass der Computer jede Situation beherrschen muss und der Fahrer in das Geschehen nicht miteinbezogen werden darf. Wenn die Technik dies nicht versprechen kann, dann darf es kein selbstfahrenden Auto geben.